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Jacobi, Andreas

Geb. 1.2.1917 Fischhausen (bei Königsberg; heute Primorsk bei Kaliningrad), gest. 1943 (?)

 

Arabist. In seinem Lebenslauf (Q) schreibt er „Ich bin jüdischer Mischling ersten Grades“ (aufgrund des Vaters). Er war evangelisch getauft. Abitur 1936 in Königsberg. Dort auch Beginn des Studiums der Orientalistik und Theologie, unterbrochen durch den Arbeitsdienst, dann fortgesetzt an der U Halle, später U Bonn, wo er 1940 promoviert wurde.

J. war als Mitarbeiter in dem großen Wörterbuchunternehmen des Arabisten Hans Wehr beschäftigt, mit dem dieser schon als Assistent in Halle begonnen hatte. Darauf beruhte wohl auch die Verbindung.[1] Mit Wehr bzw. mit diesem Forschungsprojekt ging J. dann nach Greifswald und später auch nach Erlangen.[2] In Erlangen unternahm Wehr mit Unterstützung der Eltern von J Bemühungen, dessen Mischlingsstatus zu ändern, um eine reguläre Anstellung zu ermöglichen. Das hatte Mitte 1943 auch einen gewissen Erfolg – allerdings mit der Folge, daß J als „wehrwürdig“ eingestuft und zur Wehrmacht eingezogen wurde. Er ist dann gleich an der Ostfront gefallen.[3]

Die Dissertation „Das Jagdbuch des Kušağim“, Bonn 1940 (maschinen- und handschriftlich) ediert diesen Text aus dem 10. Jhd. zur Jagd mit Falken, mit einem ausführlichen einleitenden Teil (37 SS.) zum Autor und zur literaturgeschichtlichen Einordnung sowie einer Übersetzung (S. 38 – 97). Mit der Edition (handschriflich, 54 SS.) kopierte J eine Fotokopie des Originals, das in Istanbul aufbewahrt ist, die ihm (bzw. seinem Bonner Doktorvater Wilhelm Heffening, 1894-1944) Ritter zu Verfügung gestellt hatte.Diese Abschrift versah er mit ausführlichen Anmerkungen: Worterklärungen, angeführten Parallelstellen sowie Kommentaren zu den Versmaßen[4].

Der lexikologische Ertrag der Dissertation qualiizierte J wohl auch für die Mitarbeit in Wehrs Unternehmen. 

Q: V; H.Grotzfeld <Nachruf auf> Hans Wehr (1909-1981), in: Zt. Dt .Morgenländ. Ges. 133 / 1983:5-10, hier S. 7.

 

[1] Hans Wehr (1909-1981), arabistische Habilitation 1938 in Halle, seit 1939 Dozent U Greifswald, 1943 Vertretung einer Professur U Erlangen, 1944 Auslandswissenschaftliche Fakultät Berlin, 1946 a.o. Prof. U Erlangen, dort 1950 o. Prof., 1957 U Münster. Wehrs Hauptwerk war das große Arabische Wörterbuch auf der Grundlage des modernen Schriftarabischen, basiert auf der Auswertung eines großen Corpus von Zeitungstexten, Fachliteratur u.dgl. – also nur sekundär orientiert auf die „schöne“ Literatur mit ihrer sprachkonservativen Ausrichtung. Damit wurde es auch international zu einem Standardwerk: es wurde noch 1945 gedruckt (Leipzig: Harrassowitz), aber nicht mehr ausgeliefert. Publiziert wurde es dann 1952 (englische Übersetzung 1961). Dieses Unternehmen wurde politisch unterstützt, vor allem auch beim Wissenschaftsapparat der SS, wozu auch der Ruf an Wehr nach Berlin gehört (Dekan der Auslandswissenschaftlichen Fakultät war der SS-Mann Six). Mit dieser Rückendeckung konnte Wehr zumindest eine Zeit lang auch von der Repression bedrohte Mitarbeiter beschäftigen, s. auch bei Klein*.

[2] Wehr beschäftigte J. wohl auf der Grundlage eines Privatdienstvertrages, weshalb in den Universitätsarchiven keine Unterlagen zu ihm zu finden sind (ich danke Frau Peters, Archiv Greifswald, und Herrn Wachter, Archiv Erlangen, für die Recherchen).

[3] Hinweise dazu bei Grotzfeld (Q); Genaueres bleibt noch zu recherchieren: Unterlagen dazu sollten sich im Nachlaß von Wehr finden, den ich nicht nutzen konnte.

[4] Ich danke St. Procházka (U Wien) für Hinweise.