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Mish, John

(früher: Johannes Misch)

Geb. 4.1.1909 in Bismarckhütte/Oberschlesien (heute Hajduki Wielkie), gest. 22. (oder 23.)8.1983 in New York.

 

Nach dem Abitur 1926 in Stettin studierte M. zunächst klassische Philologie und Jura an der Universität Breslau, seit 1931 Sinologie an der Universität und am Seminar für Orientalische Sprachen in Berlin. 1934 dort Promotion mit einer Arbeit zum klassischen Chinesischen. Ein spezielles Studieninteresse und Nebenfach waren bei ihm Mandžu und Japanisch. 1932 hatte er bereits eine Dolmetscherprüfung für Malaiisch und eine Diplomprüfung für Chinesisch am Orientalischen Seminar abgelegt.

Die Dissertation »Der Konditionalsatz im Klassischen Chinesisch«[1] ist eine deskriptive Arbeit in der Tradition von von der Gabelentz, auf den er sich ausdrücklich beruft, neben grammatiktheoretischen Werken aus der Germanistik und Indogermanistik (vor allem Noreen, Behaghel, Delbrück).[2] Mit ausführlichen Belegen aus der klassischen Literatur zeigt er, daß das klassische Chinesische keine grammatisierten Formen für das Konditionalgefüge hatte (insbes. nicht zur Unterscheidung von realis und irrealis), daß vielmehr die konditionale Interpretation aus semantischen Gründen für Satzgefüge genutzt wird, die keine besonderen Formmerkmale haben. Allerdings können solche semantischen Unterschiede mit fakultativen Partikeln expliziert werden, insbesondere zur Markierung des Irrealis (S. 28).

Nach der Promotion in Berlin unterrichtete er von 1934 bis 1939 in der Orientalistik in Warschau. Nach dem deutschen Überfall auf Polen floh er in den Irak.[3] Dort unterrichtete er in Bagdad von 1940-1941 Deutsch und Englisch an der Universität. Von 1941-1946 war er für den britischen Geheimdienst als Spezialist für China in Indien (Bombay) tätig. Nach dem Weltkrieg ging er in die USA, wo er Leiter der Orientalistischen Abteilung der öffentlichen Bibliothek in New York war, für die er eine mandžurische Textsammlung aufbaute, auf die sich seine späteren Veröffentlichungen beziehen, s. »Zum (Hesei toktobuha) Jakôn gôsai kooli hacin«,[4] das die Grundstruktur eines geplanten größeren Arbeitsvorhabens zu diesem zentralen Text der Verwaltung des mandžurischen Reiches zu Beginn des 17. Jhdts. entwickelt. Seit 1955 war er an der Bibliothek auch für den Aufbau der slawistischen Abteilung zuständig. Parallel dazu hatte er Lehraufträge für Mandžu an Hochschulen der Ostküste: 1946-1951 am New Yorker Asia Institute, 1961-1963 an der Jüdischen Hochschule Dropsie College in Philadelphia, 1963-1976 in Seton Hall in New Jersey, 1967-1969 an der Fordham University und 1970-1973 an der Columbia University (Barnard College), beide New York; außerdem war er am Interlingua Institute in New York aktiv (den Bemühungen um eine internationale Hilfssprache).[5]

Q: DAS; Kern 1998: 522; Nachruf von David H. Stam, in: J. o. Asian Studies XLIII (3)/1984: 615.



[1] Berlin 1935 (Dissertationsdruck Glückstadt: Augustin).

[2] Für die Anregung zur Arbeit dankt er Simon (S. 5).

[3] Der seit 1932 ein selbständiger Staat war.

[4] Aus dem Nachlaß herausgegeben von M. Gimm, in ders. (Hg.), »Historische und bibliographische Studien zur Mandschuforschung«, Wiesbaden: Harrassowitz 1992. Dort S. 150-151 eine Bibliographie weiterer Schriften.

[5] S. F. Esterhill, »Interlingua Institute: a history«, New York: Interlingua Institute 2000; dort S. 80 auch M.s Vita.

 

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