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Sachs (Feiler-Sachs), Leonie

(geb. Feiler)[1]

Geb. 5.3.1908 in Berlin, gest. 8.12.1991 in den USA.

 

Nach dem Abitur 1927 Studium der Romani­stik, Germanistik und Philosophie in Berlin, München und Heidel­berg. Obwohl sie auch bei den »Idealisten« hörte (in ihrer Vita führt sie u.a. auf Lerch, Olschki, Vossler – aber auch Gundolf, Neckel, Wechssler), war für sie die positivistisch-strenge Sprachwissenschaft von Gamillscheg bestimmend. Auf dessen Anregung promovierte sie 1931 im Rahmen der Auswertung des französischen Sprachatlasses (ALF)[2] über »Die Bezeichnung für den Waschtrog im Galloromani­schen«.[3] Es handelt sich um eine onomasiolo­gische Studie, die das Wortfeld aufgrund der etymologisch rekon­struierten Bezeichnungen auf zwei ALF-Karten bestimmt und im Sinne von Gamillscheg die darin sichtbare »Sprachbiologie« aufzeigt. Zu ihren Studienschwerpunkten gehörte auch die Iberoromania, zu der sie auch dialektologisch rezensierte.

1933 emigrierte sie vor der rassistischen Verfolgung mit ihrem Mann Georg Sachs nach Spanien, wo sie wohl durch die Vermittlung des damaligen spanischen Botschafters in Berlin, Américo Castro[4], am Centro de Estudios Históricos in Madrid eine Forschungsstelle erhielt. Zugleich war sie in jüdischen Emigrantenorganisa­tionen aktiv. Der Bürgerkrieg zwang das Ehepaar mit seinen beiden 1934 und 1936 geborenen Söhnen 1937 zur Flucht nach Frankreich, von wo aus sie mit Hilfe jüdischer Hilfsorganisationen im gleichen Jahr weiter in die USA emigrierten. Sie war zunächst gezwungen, in New York mit verschiedenen Jobs ihr Leben zu verdienen (als Se­kretärin, kaufmännische Übersetzerin). Da­neben gab sie Abendkurse an einem College. 1941-1947 hatte sie eine Stelle bei der Gesellschaft für Internationale Hilfssprachen. 1947-1955 war sie Lehrerin für moderne Fremdsprachen an einem New Yorker College. Daneben Tätigkeit in (vor allem jüdischen) Frauenorga­nisationen. 1955-1961 Teilzeitprofessur für Deutsch am Sarah Law­rence College in New York, 1961-1976 Dozentin für Romanistik (Schwerpunkt Hispanistik) am Hunter College in N.Y. (unterbrochen von Gastprofessuren anderswo).

Der Schwerpunkt ihrer Forschungen in den USA lag bei literaturwis­senschaftlich-geisteswissenschaftlichen Themen, bei denen sie ins­bes. auch religiös-philosophische Probleme im konfessionellen Spannungsfeld behandelt (sicher auch mit biographischen Spiegelun­gen, wenn sie nicht nur jüdische Themen, insbes. aus der spanisch-sephardischen Tradition, sondern wiederholt auch sonst Fragen der Marginalisierung behandelt). Daneben publizierte sie zu sprachdi­daktischen Fragestellungen, wobei sie dafür plädiert, die Alltagserfahrungen mit der Mehrsprachigkeit in den Unterricht einzubeziehen. Wenn sie so die Sensibilisierung ihrer SchülerInnen für die soziale Lage der spanischsprachigen Einwanderer in New York betrieb (z.B. über Sprachtagebücher als Unterrichtsaufgabe), bearbeitete sie damit wohl auch ihre eigenen biographischen Erfahrungen (»Living Spanish beyond the college classroom«);[5] sprachwissenschaftliche Arbeiten, die an ihre deutsche Zeit anschließen würden, veröffentlichte sie nicht mehr. In einem Interview 1989 mit F. R. Hausmann[6] erwähnt sie eigene Forschungen zum Ladino, die allerdings bibliographisch nicht nachweisbar waren.

Q: BHE; Christmann/Hausmann; http://www.romanistinnen.de/frauen/feiler.html (Febr. 2009); biographische Hinweise bei Sandra Rebok, »Traspasar Fronteras: Un siglo de intercambio científico entre España y Alemania«, Madrid: CSIC 2010.



[1] Sie publizierte in den letzten Jahren als Leonie F. Sachs, daher hier die alphabetische Einordnung.

[2] Vgl. etwa auch bei Kahane.

[3] Erlangen: Junge 1931.

 

[4] Américo Castro (1885-1972), Kunsthistoriker, zeitweise im diplomatischen Dienst. 1931/1932 war er Botschafter der spanischen Republik in Berlin. Seit der Gründung des Centro de Estudios Históricos 1910 war C. dort Mitarbeiter.

[5] In: Hispania 48/1965: 318-323.

 

[6] Hausmann 2009: 50.

Zuletzt aktualisiert am Montag, 15. Juli 2013 um 12:20 Uhr