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Gaede, William Richard

Geb. 26.5.1891 in Danzig, gest. 9.10.1966 in Los Angeles.

 

Nach dem Abitur 1909 in Münster studierte er dort und in Marburg Germanistik, Romanistik und Latein. Während des Studiums unternahm er ausgedehnte Auslandsaufenthalte, die er offensichtlich selbst finanzierte (in der Vita führt er seine Arbeit als »Hauslehrer« 1912 in Dänemark, 1913 in der Schweiz an; im Sommersemester 1912 studierte er in Montpellier). Die Dissertation »Die Bearbeitungen von Chrestiens Erek und die Mabinogionfrage«[1] (in Münster von Jostes betreut) war literaturwissenschaftlich orientiert. Sie bemüht sich, die Leistung von Chrétien de Troyes (13. Jhd.) vor dem Hintergrund der keltischen Überlieferung (auf die G. in französischen Übersetzungen zurückgreift) einzuschätzen. Sprachwissenschaftliche Analysen im eigentlichen Sinne fehlen.

Nach der Promotion 1913 in Münster und der Weltkriegsteilnahme (verwundet) unterrichtete er an Schulen und Volkshochschulen 1919-1930. 1923-1929 war er nebenamtlich beim thü­ringischen Kultusministerium tätig; 1930-1933 Ministerialrat im Preuß. Kulturministerium. Dort war er u.a. befaßt mit der Herausgabe der Schulordnungen (für mittlere u. höhere Schulen, 1932) und der Lehreraus­bildung. Daneben war er (Mit-)Herausgeber der Z. franz. u. engl. Unterr. (zuletzt Bd. 31/1932) – auf dem Titel von Bd. 32/1933 erschien er schon nicht mehr, dort wurden aber noch kleinere Aufsätze von ihm abgedruckt.

1933 emigrierte er vor der drohenden rassistischen Verfolgung mit Unterstützung durch die Rockefeller Foundation in die USA, wo er in New York und zeitweise in Pennsylvania von 1933-1960 an verschiedenen Colleges lehrte, z.T. wohl mit Unterstützung von Quäker-Organisationen: bis 1935 am Brooklyn College in New York, 1935-1937 als Assistant Professor für deutsche Sprache und Literatur am Swarthmore College (Pennsylvania), seit 1937 wieder am Brooklyn College: seit 1939 mit »tenure«, seit 1949 ordentliche (»full«) Professur. 1950 und dann wieder 1956/1957 hatte er Gastprofessuren in der BRD. Entsprechend seiner Dissertation hat er vorwiegend literaturwissenschaftliche Arbeiten publiziert, bis zur Emigration in den neusprachlichen Philo­logien, danach in der Germanistik (bes. zur deutschen Gegenwartsliteratur). Er hat offensichtlich auch Arbeiten verfaßt, die sich mit dem Fremdsprachunterricht und der Fremdsprachdidaktik befassen, weshalb er hier berücksichtigt wird. Sie waren allerdings nicht genauer zu bibliographieren. Nach dem Weltkrieg organisierte er Austauschprogramme mit den USA[2] und publizierte auch vergleichend zu den US-amerikanischen und deutschen Bildungssystemen.

Q: V; BHE; DBE 2005; Sternfeld/Tiedemann (1970); Archiv IfZ.



[1] Berlin: Trenkel 1913.

[2] S. dazu M. Krauss in Krohn/von zur Mühlen 1997: 23-37; sowie dies. 2001: 57.