Friedrich August Wolfs Prolegomena zu Homer (1795) waren in der intellektuellen Welt des späten 18. Jahrhunderts eine kleine Sensation. Wolf zeigte in seiner Schrift, dass die großen Epen der Antike – die Ilias und die Odyssee – nicht Produkt eines einzigen genialen Schöpfers waren, sondern »dieser kunstvolle Aufbau erst das Werk späterer Jahrhunderte« war.[1] Er konnte nachweisen, dass einzelne Gesänge und ihre Anordnung aus der Zeit nach Homer stammten, womit die Prolegomena einen Angriff auf die Identität des poetischen Übervaters Homer und darüber hinaus auf die einheitliche Form der antiken Epen bedeuteten. „Elisa Ronzheimer: »Poetischer Polyp« – ZUR FORM DES EPOS“ weiterlesen