Sandra Folie: MOHAMED MBOUGAR SARRS »DIE GEHEIMSTE ERINNERUNG DER MENSCHEN« IM ZEICHEN VON ÄSTHETIK UND POLITIK

Auf der ZfL-Klausurtagung 2024 wurde Mohamed Mbougar Sarrs Roman La plus secrète mémoire des hommes (Die geheimste Erinnerung der Menschen) gelesen.[1] Dieses Werk wirft einige Fragen auf, die dem ZfL-Jahresthema »Aktivismus und Wissenschaft« nahestehen: Welche Asymmetrien existieren in der Bewertung von Literatur? Legen Literaturwissenschaft und Literaturkritik abhängig von der Herkunft, Ethnizität und/oder race der Autor:innen unterschiedliche Maßstäbe an? Welche Rolle spielen im Literaturbetrieb Diskussionen um kulturelle Aneignung oder die Praktik des ›Cancelns‹, bei der – wie es im Duden heißt – »einer Person oder einer Organisation aufgrund vorgeworfener [moralischer, politischer] Verfehlungen die bisherige Unterstützung entz[ogen wird]«? Und wie aktualisiert sich das alte Muster Elfenbeinturm vs. Engagement in der Rezeption von Gegenwartsliteratur? Auch wenn Sarr seinen Fokus weniger auf die Wissenschaft als vielmehr auf den Literaturbetrieb richtet, spielt die Einflussnahme von Wissenschaftler:innen auf die Rezeption von Literatur im Roman eine entscheidende Rolle. Sie bildet, wie ich zeigen werde, einen möglichen Ausgangspunkt für die Erkundung des Verhältnisses von Ästhetik und Politik. „Sandra Folie: MOHAMED MBOUGAR SARRS »DIE GEHEIMSTE ERINNERUNG DER MENSCHEN« IM ZEICHEN VON ÄSTHETIK UND POLITIK“ weiterlesen