Dass man Berlin heute als Hauptstadt der deutschsprachigen Science-Fiction-Literatur bezeichnen kann, hat vor allem damit zu tun, dass es in der DDR und speziell in Ost-Berlin eine bemerkenswerte Produktion von Wissenschaftlicher Phantastik gab, wie das Genre im Osten genannt wurde. In der Hauptstadt der DDR hatten damals unter anderem die Verlage Neues Leben und Das neue Berlin ihren Sitz, die zu den wichtigsten Publikationsorten von Science-Fiction gehörten.[1] Thematisch befassten sich die Texte vorrangig mit Zukunftsvisionen und Gesellschaftsfragen, aber es ging auch um Themen wie Umweltschutz oder Menschenrechte. Während sich das Genre aufgrund seines Potentials, die Verhältnisse im Realsozialismus unter dem Deckmantel der phantastischen Fiktion zu kritisieren, beim Publikum großer Beliebtheit erfreute, wurde es durch das Regime für die Propagierung einer besseren kommunistischen Zukunft instrumentalisiert. „Chiara Viceconti: EMBLEMATISCHE ORTE UND AUTOR:INNEN DER DDR-SCIENCE-FICTION IN BERLIN“ weiterlesen
Schlagwort: DDR
Ernst Müller: WENDE
I. Wer heute bezogen auf die deutsche Geschichte von ›der Wende‹ spricht, meint die im Herbst 1989 in der DDR beginnenden und mit deren Anschluss an die Bundesrepublik endenden politischen Umwälzungen. Zwar favorisieren damalige Akteure und manche Historiker dafür pathetischere Bezeichnungen wie ›Freiheitsrevolution‹ oder das vom damaligen Westberliner Bürgermeister Walter Momper am Tage nach der Maueröffnung geprägte, etwas sperrige Oxymoron ›friedliche Revolution‹.[1] Doch gerade die ostdeutsche Alltagssprache hat diese nie übernommen, vielleicht, weil im DDR-Sprachgebrauch ›Revolution‹ mit sozialem Fortschritt, mit etwas grundsätzlich Neuem verbunden war. „Ernst Müller: WENDE“ weiterlesen