Henning Trüper: AKTIVISMUS UND KULTURGESCHICHTE DES MORALISCHEN

›Aktivismus‹ wird heute kontextabhängig in vielen Bedeutungen verwendet: als deskrip­tive Bestimmung, positiver Identifikationsbegriff, Begriff der polemischen Abwertung oder Zielscheibe jargonkritischen Spotts.[1] Im Kern des Begriffs behauptet sich aber stets die individuelle Partizipation am kollektiven gesellschaftlichen Handeln, ins­beson­dere an der Politik. Meist wird als Aktivismus die emphatische Teilnahme an sozialen Bewegungen emanzipatorischer Art bezeichnet. Es geht dabei häufig um marginalisierte Gruppen und Anliegen. For­derungen nach Ermächtigung und Gleichberechtigung sowie die Herausstellung besonderer Schutzbedürftigkeit stehen im Zentrum. Auch im aktivistischen Umgang mit dem Klimawandel bleibt der Grundgedanke des Schutzes – nun nicht mehr nur menschlicher Akteure, sondern einer ihrer Rechte beraubten Natur – erkennbar. „Henning Trüper: AKTIVISMUS UND KULTURGESCHICHTE DES MORALISCHEN“ weiterlesen

Claude Haas: DONALD TRUMP ALIAS MACBETH? Zu Stephen Greenblatts neuem Shakespeare-Buch

Nicht dass der Name Donald Trump in Stephen Greenblatts neuem und immerhin bereits fünften Buch über Shakespeare auch nur ein einziges Mal fallen würde.[i] Es trägt den Untertitel »Shakespeares Machtkunde für das 21. Jahrhundert« und gefällt sich in seitenlangen Anspielungen wie dieser:

»Er [Richard III.] ist ein pathologischer Narzisst und in höchstem Maße arrogant. Er verfügt über eine groteske Anspruchshaltung und hat nie einen Zweifel daran, dass er tun kann, was er will. Er brüllt gern Befehle und sieht, wie seine Untergebenen sie hastig ausführen. Er erwartet unbedingte Loyalität, ist aber unfähig zur Dankbarkeit. Die Gefühle anderer bedeuten ihm nichts. Er hat keinen natürlichen Anstand, keine Vorstellung von Mitmenschlichkeit, kein Schamgefühl.

[…] Er teilt die Welt in Sieger und Verlierer ein. Die Sieger erwecken seine Anerkennung, sofern er sie für seine Zwecke nutzen kann; die Verlierer erregen nur seinen Spott. Das Gemeinwohl ist etwas, von dem nur Verlierer reden. Er redet lieber vom Gewinnen. Er war immer von Reichtum umgeben, er wurde in ihn hineingeboren und macht ausgiebig von seinem Vermögen Gebrauch.« (65f.)

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